Allgemeine Informationen zur Einnahme von Psychopharmaka
Bei der Einnahme von Psychopharmaka sollte man sich bewusst sein, dass sie keine Wunder bewirken können. Sie können jedoch unterstützen und in Kombination mit Skills ein wichtiger Krückstock bei der Behandlung der Borderline Störung sein.
Man muss bei der Einnahme anfangs etwas herumprobieren, um herauszufinden, welches Medikament am besten wirkt, mit wenigen Nebenwirkungen. Jeder Mensch reagiert auf jedes Medikament anders.
Es ist wichtig, von einem Facharzt für Psychiatrie behandelt zu werden, weil der sich besser auskennt als zum Beispiel ein Allgemeinmediziner. Er kann dann genau schauen, welche Symptome vorhanden sind und dementsprechend das passende Medikament auswählen und einsetzen.
Es gibt viele verschiedene Medikamente, die bei psychischen Erkrankungen und Störungen, in unserem Falle bei der Borderline Störung eingesetzt werden können.
DAS Medikament gegen Borderline gibt es nicht, es gibt nur Medikamente, die gegen einzelne Symptome eingesetzt werden, z.B. ein Antidepressiva gegen Depressionen, die häufig als Komorbidität auftritt. Oder Neuroleptika zum sedieren bei Anspannung, Hochstress oder Angst und psychosenahes Erleben.
Im Folgenden gehen wir auf die einzelnen Medikamentengruppen ein und erklären euch, wann sie eingesetzt werden.
Antidepressiva sind Medikamente aus der Psychopharmakagruppe, die vorwiegend in der Behandlung von Depressionen, aber auch bei anderen psychischen Erkrankungen eingesetzt werden. Weitere psychische Erkrankungen können Angst- und Panikstörungen, Zwangsstörungen, Essstörungen, Schlafstörungen, Persönlichkeitsstörungen oder Schmerzsymptome sein.
Antidepressiva sind die meist verordneten Psychopharmaka und die ersten wurden 1950 eingeführt.
In Deutschland gibt es über 30 verschiedene zugelassene Wirkstoffe.
Zum Beispiel gibt es die trizyklischen Antidepressiva, die SSRI, SSNRI, SNRI, MAO Hemmer und andere Wirkstoffgruppen.
Um mal ein paar Präparate zu nennen:
Amitriptilyn, Doxepin, Imipramin, Opipramol (trizyklische)
Venlafaxin, Duloxetin, Milnacipran oder Desvenlafaxin. (SSNRI)
Fluoxetin, Citalopram, Escitalopram, Sertralin (SSRI)
Es gibt natürlich noch viel mehr, aber das sind so die gängigsten.
Antidepressiva können unterschiedlich wirken.
Die einen wirken stimmungsaufhellend, die anderen antriebssteigernd oder weitere dämpfend.
Je nach Symptomatik der Depression schaut der behandelnde Psychiater, welches Antidepressiva in Frage kommt. Es dauert bis zu 6 Wochen, bis ein Medikamenenspiegel aufgebaut ist und die Medikamente wirken.
Neuroleptika, auch als Antipsychotika bekannt, wirken psychotischen Symptomen wie Halluzinationen, Wahnvorstellungen und Denkstörungen entgegen. Gleichzeitig haben sie oft eine beruhigende, dämpfende Wirkung. Häufig werden sie Borderline Patienten verschrieben, wenn sie psychosenahes Verhalten, Paranoia oder sehr starke Angst, Anspannungs- und Erregungsvorstände aufweisen.
Bei folgenden Erkrankungen neben der Borderline Persönlichkeitsstörung werden Neuroleptika auch eingesetzt: Tourette-Syndrom, Zwangserkrankungen, Depressionen, anderen Persönlichkeitsstörungen, FAS und Angsterkrankungen
Im Jahre 1950 wurde das erste Neuroleptika verordnet.
Häufig verordnete Neuroleptika im Rahmen der Borderline Störung sind Promethazin, Pipamperon, Melperon, Levomepromazin, Haloperidol, Quetiapin, Abilify oder Risperdal.
Natürlich gibt es noch weitere, die hier nicht aufgezählt wurden.
Stimmungsstabilisierer (Mood Stabilizer, Phasenprophylaktika) werden in erster Linie als Langzeitmedikation bei bipolaren (manisch-depressiven) Erkrankungen, manischen Erkrankungen, schizoaffektiven Störungen (gemischten Symptomen der Schizophrenie und der manisch-depressiven Erkrankung) und schweren Depressionen eingesetzt. Sie sollen dabei erneuten Krankheitsphasen entgegenwirken. Neben den weiter unten beschriebenen Medikamenten werden zum gleichen Zweck auch atypische Neuroleptika eingesetzt.
Weiterhin können Stimmungsstabilisierer auch bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung verordnet werden, um das hohe Erregungsniveau der Patienten zu reduzieren und so extreme Stimmungslagen zu verringern.
Ähnlich wie andere Psychopharmaka wirken auch die Stimmungsstabilisierer an der Synapse zwischen den Nervenzellen. Hierbei haben sie Auswirkungen auf die Natrium-, Kalium- und Calciumkanäle in den Nervenzellen.
Beruhigungsmittel sind angstlösend, dämpfend, ermüdend, muskelentspannend und krampflösend. Sie wirken bewusstseins- oder gefühlsdämpfend und können so die notwendige Aktivierung von Stressfaktoren verhindern.
Sie machen höchstgradig abhängig und sind deshalb mit Vorsicht zu genießen. Sie sollten nur im absoluten Notfall eingesetzt werden und auch nicht über einen längeren Zeitraum. Die Suchtgefahr ist einfach zu groß und der Entzug ist schlimmer als ein Heroinentzug.
Wenn enorme Schlafstörungen (Ein- oder Durchschlafstörungen) nicht in den Griff zu bekommen sind, wie z.B. mit einer gesunden Schlafhygiene, Entspannungstechniken oder mit pflanzlichen Mitteln wie z.B. Baldrian kann kurzfristig ein Schlafmittel eingesetzt werden. Man sollte sich bewusst sein, dass diese auch schnell abhängig machen. Deswegen ist auch da Vorsicht geboten.
Schlafmittel können aber nur ein vorübergehendes Mittel sein, um wieder etwas Kraft zu schöpfen und ausreichend Schlaf zu finden. Die Ursachen der Schlafstörung beseitigen sie nicht.
Neben den zahlreichen chemischen Medikamenten gibt es auch einige pflanzliche Präparate wie z.B. Baldrian oder Johanniskraut, die frei verkäuflich in der Apotheke zu erhalten sind. Oft werden sie zu Beginn der Behandlung eingesetzt, da sie milder auf den Körper einwirken.